Ehepaar ist wieder vereint in der A/O-Familie

AHLERSTEDT. Mit einem halben Jahr Verspätung ist die Fußballer-Familie Ratje wieder vereint bei der SV Ahlerstedt/Ottendorf, dort, wo für die Fußballerin Leonie und den Trainer Maik die gemeinsame Zeit begann.

Der Oberligist freut sich über die Verstärkung mit der erfahrenen 36-Jährigen, sie freut sich, wieder „zu Hause“ zu sein.

Dabei hatte Leonie Ratje die Zusammenkunft wegen ihrer Bedenken selbst verzögert. Letztlich ließ ihr die richtige Familie aber keine andere Wahl. Maik Ratje betont es gern: „Ich wollte Leonie schon vor der Saison wieder mitnehmen.“ Sie, seine Ehefrau und zweifache Mutter, hatte aber Bedenken: Würde es nach einem Jahr in der Kreisliga und einem Jahr in der Bezirksliga und der zwischenzeitlichen zweiten Geburt noch für die Oberliga reichen? „Das wäre der größte Horror für mich“, sagt Leonie Ratje, „wenn bei A/O von außen welche denken würden: Warum läuft die Alte denn da noch rum?“ Sie hat sich die Spiele von A/O genau angesehen, und ihr Mann habe viel auf sie einreden müssen.

Leonie und Maik Ratje sind bei der SV Ahlerstedt/Ottendorf auch fußballerisch wieder vereint. Dadurch haben sie wieder mehr gemeinsame Zeit mit den beiden Söhnen als zuvor. Foto: Bröhan

Bedenken waren sofort verflogen

Und dann war da noch das Familienleben, das aufgrund des Fußballs arg litt. Die Trainingszeiten des Trainers Maik Ratje mit dem Oberligisten A/O waren an anderen Tagen als die der Fußballerin Leonie Ratje beim Landesligisten SG Anderlingen/Byhusen, hinzu kamen die Spielansetzungen. „Da haben wir uns kaum noch gesehen“, sagt Leonie Ratje über das vergangene halbe Jahr. Zwei Jahre lang hatten sie zusammen beim MTV Wohnste agiert, sind von der Kreisliga in die Bezirksliga aufgestiegen. Maik Ratje hatte den MTV als Trainer zuvor auch schon aus der Kreisklasse hochgeführt. Vor dieser Saison kehrte er dann zurück zu A/O, wo er so lange Trainer war. Dort, wo sich der einstige Co-Trainer Maik und die 18-jährige Fußballerin Leonie 2001 kennenlernten und sich später verliebten, 2012 haben sie dann geheiratet und haben zwei Söhne (4 und 1).

Leonie Ratje zog es zum Landesligisten SG Anderlingen/Byhusen (10 Spiele, 3 Tore, 4 Vorlagen). Zur Rückrunde sind sie nun also auch wieder fußballerisch vereint. Die Bedenken der 36-Jährigen waren vom ersten Moment an verflogen. „Gleich beim ersten Training fühlte es sich an, wieder zu Hause zu sein“, sagt Leonie Ratje. Gleich beim ersten Rückrundenspiel konnte sie, die „Passspielerin und Raumläuferin“, im Mittelfeld Akzente setzen und ein Tor zum 4:1-Sieg beisteuern. „Ich habe das Gefühl, noch helfen zu können“, sagt Leonie Ratje.

Mitspielerinnen loben die Führungsspielerin

Die junge Mannschaft, der es aufgrund diverser Verletzungen während der Hinrunde vor allem an Erfahrung mangelte, hat die ehemalige Regionalligafußballerin gern als Stabilisator in ihren Reihen. Juliane Borchard hat mit ihren erst 24 Jahren schon zu Regionalligazeiten mit Leonie Ratje zusammengespielt. Nun agiert sie mit Ratje, „zu der sie immer aufgeschaut hat“, zusammen im zentralen Mittelfeld. „Leo ist eine, die taktisch mega was draufhat und immer Präsenz zeigt“, sagt Juliane Borchard. „Und natürlich ist sie oberwitzig.“

Die 19-jährige Abwehrspielerin Nicol Franke, die ihre erste Saison bei A/O ist, sagt: „Leonie ist jemand, der Sicherheit und Ruhe ins Spiel bringt, sie kann einen leiten.“ Es sei schon ein Unterschied, wenn eine Spielerin mit so viel Erfahrung auf dem Platz ist. „Und sie ist eine, die den Mund aufmacht und einem auf dem Platz auch Tipps geben kann, die ein Trainer nicht geben kann“, sagt Franke.

Leonie Ratje ist es wichtig, ein gutes Verhältnis zu den Mitspielerinnen zu haben. Was unter der Dusche oder in der Kabine gesagt wird, bleibt auch dort, da ist sie 100-prozentig Spielerin. Was das Taktische und die Spielauffassung betrifft, denkt das Ehepaar gleich. „Wir diskutieren schon“, sagt Leonie Ratje. „Aber Marisa (Stoldt, Co-Trainerin; Anm. d. Red.) und ich entscheiden natürlich“, betont Maik Ratje.

An der Wand in der Wohnküche der Ratjes hängt ein großer Kalender, auf dem alle vier Familienmitglieder eigene Spalten haben. Rote Striche dokumentieren die gemeinsame Fußballzeit von Maik und Leonie Ratje, die für Airbus arbeitet und beim TAGEBLATT zur Redakteurin ausgebildet wurde. In diesen markierten Zeiträumen müssen die beiden Söhne betreut werden. Aus der vierten A/O-Frauenmannschaft kommt eine Babysitterin, Leonies Eltern oder Maiks Schwester springen auch mal ein. So ein Fußballerleben will organisiert sein. Bei gutem Wetter werden die Söhne mitgenommen zu Spielen. In der A/O-Familie finden sich immer Betreuer. Leonie Ratje ist fußballerisch wieder zu Hause.

Landesliga der Männer

In der Fußball-Landesliga der Männer empfängt die SV Ahlerstedt/Ottendorf am Freitag die zweite Mannschaft der SV Drochtersen/Assel im Stadion Am Auetal, Anpfiff ist um 19.30 Uhr. Das Hinspiel gewann D/A II mit 4:2, in dem Duell überzeugte vor allem Regionalliga-Zugang Alexander Shehada als Ballverteiler und zweifacher Torschütze für D/A II. A/O-Trainer Malte Bösch hofft auf eine Revanche. „Wir sind eingespielter als damals und gehen mit einer breiten Brust in das Spiel“, sagt Bösch. Am Montag testete A/O nochmals gegen den Tabellenführer der Bremer Oberliga, FC Oberneuland, und führte da 3:1, spielte erst nach vielen Wechseln 3:3. „Auf Testspiele sollten wir aber nicht zu viel geben“, sagt Bösch, „wichtig ist, dass wir die Power im Punktspiel auf den Platz kriegen.“

D/A-Trainer Lars Jagemann musste in diesem Jahr schon eine 3:6-Pleite nach 3:1-Führung gegen den Tabellenführer Rotenburger SV verdauen. Das erste Punktspiel von A/O war abgesagt worden. „Von der individuellen Qualität ist A/O für mich die stärkste Mannschaft der Liga“, sagt Jagemann, „aber wir können aus dem Spiel gegen Rotenburg mitnehmen, dass wir gegen den Tabellenführer alles andere als eingespielt sind und mindestens auf Augenhöhe waren.“ (jan)