Trainieren für ein „komisches“ Pokalfinale

LANDKREIS. Die Fußball-Landesligisten TuS Harsefeld und SV Ahlerstedt/Ottendorf haben sich für das Halbfinale des Bezirkspokals qualifiziert. Dann kam Corona. Der Pokalsieger soll am Sonntag per Elfmeterschießen ermittelt werden. A/O trainiert heute, der TuS hat am Donnerstag das erste Mal trainiert.

Jannis Trapp, der Torhüter der SV Ahlerstedt/Ottendorf, hat im Elfmeterschießen einen gewissen Erfahrungsschatz. Als Elfmeterkiller sieht er sich gleichwohl nicht. „Ich habe mehr positive Erinnerungen“, sagt Jannis Trapp, er gehe also positiv in das Elfmeterschießen. Es war die Saison 2017/18, als Trapp noch für Regionalligist SV Drochtersen/Assel als Ersatztorhüter aktiv war, da wechselte ihn Trainer Enrico Maaßen „aus einem Bauchgefühl heraus“ ein. Es stand die Entscheidung durch Elfmeterschießen im Achtelfinale des Niedersachsenpokals an, gegen den Heeslinger SC nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit. „Ich hatte während der Elsdorfer Pokalwoche in der Vorbereitung drei Elfmeter gehalten“, sagt Trapp bezüglich Maaßens Entscheidung. Es sollte die richtige sein. Trapp parierte abermals zwei Elfer. D/A war im Viertelfinale und sollte letztlich auch den Pokal gewinnen.

Trapp hofft nun, dass er zwei erfolgreiche Elfmeter-Duelle mitentscheiden kann. Mit Pech fahre man „eine sehr weite Strecke“, so Trapp, und scheide dann gleich im Halbfinale aus.

NFV muss Lösung noch abnicken

Das geplante Elfmeterschießen findet am Sonntag ab 14 Uhr in Melbeck auf der Anlage des SV Ilmenau statt. Der am Sonnabend stattfindende außerordentliche Verbandstag des Niedersächsischen Fußball-Verbands (NFV) muss diese angedachte Lösung freilich noch abnicken. Jürgen Stebani, Vorsitzender des Verbandsspielausschuss, geht aber stark davon aus, dass dies der Fall sein wird. Die Vereine dürfen mit fünf Schützen und Torwart sowie zwei Trainern erscheinen. Es gelten strenge Hygieneregeln. So wird es auch keine Siegerehrung und keine Pokalübergabe geben, wie Stebani betont. Die Vereine bekommen die Fahrtkosten erstattet.

Der TuS Harsefeld trifft im Halbfinale vom Punkt aus auf den Bezirksligisten MTV Soltau. Die SV Ahlerstetd/Ottendorf duelliert sich mit dem starken Landesligisten Treubund Lüneburg.

Jannis Trapp in Erwartung des Torabschlusses aus naher Distanz – hier gegen Hedendorfs Stürmer Jan-Hendrik Scheppeit in der zweiten Runde des Bezirkspokals, die A/O mit 4:1 gewann. Scheppeit trifft in dieser Szene übrigens nicht. Foto: FuPa/Schmietow

„Da haben wir noch eine Rechnung offen“, sagt Trapp. In der vergangenen Saison marschierte A/O ins Pokalfinale und unterlag dann gegen eben Treubund Lüneburg – und das nach Elfmeterschießen. A/O wird heute das Elfmeterschießen noch einmal trainieren. „Die Schützen können sich so sicherlich noch ein bisschen Sicherheit holen“, sagt Trapp. Für ihn als Torhüter sei es nicht wirklich trainierbar. Er steht fremden Spielern gegenüber, er wird nicht wissen, wie diese schießen, wie sie sich entscheiden, wie sicher sie sich fühlen. „Es gibt einige Sachen, auf die ich achte“, sagt Trapp, „aber die werde ich nicht verraten.“ Der Torhüter sagt: „Der Druck liegt beim Schützen.“

TuS Harsefeld legt zwei Trainingseinheiten ein

Der TuS Harsefeld trainierte schon einmal am Donnerstagabend und wird auch am Sonnabend noch eine Einheit vom Punkt einlegen. TuS-Torhüter Dushan Pavlov erklärt seinen Mitspielern vorm Schusstraining, auf was er alles achte – den Anlauf, die Beinhaltung. „Aber das ist alles nur Theorie, ganz schwer“, sagt er und lacht. Die Harsefelder sind in lockerer Runde gut drauf und spaßen und scherzen. Mit Stefan Forthaus reist auch ein scheidender TuS-Spieler mit nach Melbeck, er spielt aus beruflichen Gründen kommende Saison nicht mehr für Harsefeld, war aber während der Saison der etatmäßige Elfmeterschütze. Gegen Gellersen hat er einen Elfmeter verschossen, er war selbst gefoult worden. „Ich hatte noch überlegt, ob ich als Gefoulter selbst schießen soll“, sagt er, und dann habe er sich auch noch für eine andere Ecke als sonst entschieden. Es ging daneben. Nun, am Donnerstagabend, überlegen die fünf Harsefelder Schützen, ob sie sich jeweils auf eine Ecke oder eine Schussvariante festlegen sollten oder sich doch lieber in dem jeweiligen Moment entscheiden sollten.

Neben Forthaus werden René Kracke, der in der kommenden Saison auch nicht mehr für die erste Mannschaft spielen wird, Patrick Reis, Dennis Osuch und Sören Meyer mit nach Melbeck fahren. Teammanager Tim Schnoor hatte in der Whatsapp-Gruppe der Mannschaft gefragt, wer gerne antreten möchte. Es haben sich sechs Spieler gemeldet, daraufhin legten sich die Verantwortlichen auf die jetzigen Fünf fest.

„Komische“ Art der Pokalentscheidung

Sören Meyer schießt beim Training als erster aufs Tor von Dushan Pavlov. Locker aus dem Fußgelenk zirkelt er den Ball in den rechten Winkel von sich aus. Pavlov fliegt schön, aber nicht weit genug. „Es ist natürlich was ganz anderes, hier zu üben, und dann am Sonntag auf fremden Platz unter Druck zu stehen“, sagt Meyer. Vom Punkt aus wollen die Fußballer freilich genauso gewinnen wie aus dem Spiel heraus. Auch wenn sie die jetzige Pokalentscheidung „schon komisch finden“, wie sie sagen.